Geschirr erzählt Geschichten
Im Keller der alten Schwendi lag ein Schatz. Oder zumindest etwas, das mal einer war. Teller, Tassen, Suppenschüsseln. Gläser in rauen Mengen. Geschirr für ein ganzes Dorf, konnte man meinen. Wir fanden es nicht nur im Keller. Auch in der alten Küche, in der Gaststube, im Buffet – überall war Porzellan aus früheren Jahrzehnten verteilt. Manches davon kennt man noch: dickwandig, weiss, unverwüstlich. Das gute, alte Langenthaler Porzellan. Fast ein bisschen tröstlich – weil es uns an Grosseltern erinnert, an Sonntage mit Suppe und Hörnli. Aber neben diesen sympathischen Stücken fand sich auch viel Stilfreies und dazu Besteck wie aus der Kantine 😳
Es passt irgendwie ins Bild: In den letzten Betriebsjahren wurde offenbar zusammengetragen, was verfügbar war – ohne grosse Linie. Wie die Novilon-Wand in der Küche, die mit nachempfundenen 70er-Jahre-Plättli versuchte, irgendetwas darzustellen. Ein bisschen so, wie das ganze Haus zugrunde ging: Man tat das Nötigste. Viel war nicht mehr möglich. Und mit den Jahren blieben die Gäste aus.
Dass der Übernachtungskomfort nicht mehr zeitgemäss war, war allen klar. Das Haus wurde deshalb kaum noch als Hotel geführt – man konzentrierte sich auf die Küche. Und offenbar nicht ohne Erfolg: Von Einheimischen wissen wir, dass man in der Schwendi einst einen Tisch reservieren musste. Der Blick ins Tal, die feine Küche, der Abstand zum Alltag – das war ein Geheimtipp für Gäste aus Meiringen. Es waren vor allem jene, die das Haus schon kannten. Ein bisschen wie bei uns jetzt.
Doch zurück zum Geschirr: Wir behalten einen Teil davon – für die Gaststube und gemeinsame Momente. Es hat Charakter, auch wenn es keinen Designpreis gewinnt. Das Besteck dazu fehlt noch. Vielleicht finden wir es bei einem Hotelkonkurs eines anderen Hauses - was wir niemandem wünschen. Wer weiss.
Für die Apartments wollten wir etwas anderes. Etwas, das zu unserem Anspruch passt – stilvoll, unaufdringlich, langlebig. Fündig wurden wir bei Villeroy & Boch. Nicht ganz zufällig: Unser eigenes Geschirr zu Hause – bald drei Jahrzehnte im Einsatz – ist von derselben Marke, derselben Farbe. Aber das neue ist … schöner. Zeitlos. Schlicht. Unerwartet. Das passende Besteck haben wir ebenfalls gefunden – gerillt, ausgewogen, schlicht. Es passt. Wie so vieles gerade.
Das Bild, das wir seit Monaten im Kopf haben, beginnt Kontur anzunehmen. Teil für Teil fügt sich etwas zusammen, das bald ein Ganzes sein wird. Und irgendwann, gar nicht mehr so weit weg, sitzen wir im Apartment, kochen ein feines Risotto, setzen uns hin – und essen aus diesem Geschirr. Die Vorfreude ist gross. Sehr gross.